Europäisches Institut für Stillen und Laktation

ABM-Protokoll Nr. 28 aktualisiert: Peripartale Analgesie und Anästhesie der stillenden Mutter

Anlage zum Newsletter Mai 2018

ABM Clinical Protocol #28, Peripartum Analgesia and Anesthesia for the Breastfeeding Mother
Erin Martin, Barbara Vickers, Ruth Landau, Sarah Reece-Stremtan and the Academy of Breastfeeding Medicine. Breastfeeding Medicine, Volume 13, Number 3, 2018. https://doi.org/10.1089/bfm.2018.29087.ejm

Die Protokolle der ABM gelten weltweit als Klinische Leitlinien und Empfehlungen für evidenzbasiertes Vorgehen auf dem neuesten Stand der Wissenschaft. Sie werden in regelmäßigen Abständen überprüft und aktualisiert.
Vor Kurzem wurde das Protokoll Nr. 28 überarbeitet, das sich mit den Empfehlungen zur peripartalen Analgesie und Anästhesie der stillenden Mutter beschäftigt.

Das Protokoll beschreibt, dass zur weltweit gebräuchlichen PDA unter der Geburt bislang keine abschließende wissenschaftliche Bewertung über die Auswirkungen auf das Stillen möglich ist. Studien hierzu sind häufig von niederer Qualität, kommen zu unterschiedlichen und widersprüchlichen Ergebnissen und hängen zudem von den gegebenen Dosen an Opioiden und anderen Medikamenten ab. Auch die Auswirkungen auf das Neugeborene sind unklar, einige Studien geben Hinweise auf eine verringerte Aktivität beim Suchen und Saugen, andere Studien können das nicht bestätigen.
Die ABM weist darauf hin, dass eine PDA vermutlich kaum oder keine Auswirkungen auf den Stillerfolg einer Mutter hat, die entschlossen ist, zu stillen und die gute fachliche Unterstützung erhält, dass sie aber für eine weniger gut informierte Mutter in ungünstigem Setting ein Risiko darstellen kann. Daher empfiehlt sie, Müttern, die mit Hilfe einer PDA entbunden haben, besonders intensive Unterstützung anzubieten und zudem zu berücksichtigen, dass diese Mütter häufig auch hohe Flüssigkeitsmengen i.V. unter der Geburt erhalten haben (Näheres dazu finden Sie → hier).

Das Protokoll geht anschließend auf systemische Opioidgabe unter der Geburt ein (z.B. Fentanyl u.a.) und empfiehlt, diesen Mutter-Kind-Paaren aufgrund möglicher Auswirkungen auf das Kind besondere Aufmerksamkeit zu schenken und ihnen bewusst mehr Zeit im Haut-zu-Haut-Kontakt zu ermöglichen.
Weitere Wirkstoffe und Methoden zur Schmerzbekämpfung unter der Geburt werden benannt und bewertet.

Das Protokoll geht auch auf die Anästhesie während einer Sectio ein und beschreibt, dass eine Anästhesie mit Hilfe einer PDA gegenüber einer Vollnarkose vom Gesichtspunkt der Stillförderung wünschenswert scheint, sofern dies medizinisch möglich und vertretbar ist. Bei Anästhesie mit einer PDA sollte die Mutter nach Möglichkeit sofort im Operationssaal mit dem Kind in Haut-zu-Haut-Kontakt gebracht werden, bei einer Vollnarkose sobald die Mutter wach und in der Lage ist, ihr Kind selbst zu halten. Die Autoren verweisen hierzu auch auf das Protokoll NR. 15, das ein verwandtes Thema behandelt (unseren Artikel dazu finden Sie → hier).

Zum Schluss geht das Protokoll auch auf die Schmerzmedikation in der Postpartum-Periode ein und diskutiert übliche Wirkstoffe wie Paracetamol, Aspirin, Ibuprofen, Diclofenac etc. Hier gilt weiterhin, dass v.a. Paracetamol und Ibuprofen als Mittel der Wahl angesehen werden, weitere Medikamente, die bei uns weniger bekannt sind, werden ebenfalls genannt. Zudem geht das Protokoll auch auf schwerere Fälle mit starken Schmerzen und den Möglichkeiten, die Opioide bieten, ein.

Das Protokoll ist derzeit noch ausschließlich in → Englisch verfügbar, wird aber vermutlich in nächster Zeit auch in andere Sprachen übersetzt.

© Mai 2018, Anja Bier (IBCLC) für den Newsletter des Europäischen Instituts für Stillen und Laktation

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