Europäisches Institut für Stillen und Laktation

Beikosteinführung bei ehemaligen Frühgeborenen

Anlage zum Newsletter Januar 2018

Complementary feeding at 4 versus 6 months of age for preterm infants born at less than 34 weeks of gestation: a randomised, open-label, multicentre trial.
Gupta, ShuchitaNatarajan, Chandra Kumar et al. The Lancet Global Health 2017 , Volume 5 , Issue 5 , e501 - e511. http://dx.doi.org/10.1016/S2214-109X(17)30074-8

Frühgeborene entwickeln sich anders als reifgeborene Kinder, weshalb man häufig empfiehlt, z.B. für die Beurteilung der motorischen Entwicklung, das korrigierte Lebensalter anstelle des tatsächlichen Lebensalters als Grundlage zu verwenden. Ob diese Empfehlung auch für den Zeitpunkt der Beikosteinführung gelten sollte, haben Forscher in Indien untersucht. Die bereits im Mai 2017 erschienene Studie wurde im Lancet veröffentlicht und wird aufgrund des Studiendesigns als sehr hochwertig angesehen.

Frühgeborene wachsen insgesamt häufig schleppender als reifgeborene Kinder und benötigen aufgrund der fehlenden Schwangerschaftswochen zusätzlich eine Eisen-Supplementierung. Einige Fachpersonen empfehlen daher, bei diesen Kindern eher frühzeitig mit der Beikost zu beginnen, weil sie sich dadurch ein rascheres Wachstum und eine bessere Eisenversorgung erhoffen. Ob diese Empfehlung sinnvoll ist, hat die vorliegende Studie überprüft.

Die untersuchten Kinder waren ehemalige Frühgeborene, die vor der 34. Schwangerschaftswoche geboren wurden. Im korrigierten Alter von 4 Monaten (real: 5 - 7 Monate alt) wurden die Kinder zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe begann zu diesem Zeitpunkt mit der Beikosteinführung, die andere Gruppe wartete noch zwei Monate und erhielt mit korrigierten 6 Monaten (real: 7 - 9 Monate) die Beikost. Das primäre Untersuchungsziel war die Gesamtentwicklung, v.a. Wachstum und Gewicht im Alter von 12 Monaten (korrigiert). Es wurden jedoch auch weitere Faktoren erfasst, z.B. der Eisenspiegel, die Anzahl der Krankenhausaufenthalte usw.

Die Studie zeigte, dass sich bezüglich der Wachstumsentwicklung keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen ergaben, eine frühere Beikosteinführung also nicht zu einem rascheren Wachstum führte. Allerdings mussten die Kinder, die bereits mit korrigierten 4 Monaten mit der Beikost begonnen hatten, signifikant häufiger wegen Magen-Darm- oder Atemwegserkrankungen in die Klinik als die Kinder der anderen Probandengruppe. Die Forscher schließen daher, dass es für frühgeborene Säuglinge sinnvoll ist, erst mit korrigiert 6 Monaten mit der Beikost zu beginnen.

Die Studie ist vollständig frei zugänglich: → Originalstudie (englisch)

© Januar 2018, Anja Bier (IBCLC) für den Newsletter des Europäischen Instituts für Stillen und Laktation

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