Der Zusammenhang zwischen Stilldauer und SIDS-Risiko: aktuelle Meta-Analyse
Anlage zum Newsletter November 2017
Duration of Breastfeeding and Risk of SIDS: An Individual Participant Data Meta-analysis
John M.D. Thompson, Kawai Tanabe, Rachel Y. Moon, Edwin A. Mitchell, Cliona McGarvey, David Tappin, Peter S. Blair, Fern R. Hauck. Pediatrics Nov 2017, 140 (5) e20171324; DOI: 10.1542/peds.2017-1324
Dass Stillen ein protektiver Faktor zur Verringerung des SIDS-Risikos ist, ist bereits seit längerem bekannt, verschiedene Studien konnten eine Wirkung zeigen. Unklar war bisher, ob dies erst ab einer gewissen Stilldauer gilt oder ob jegliches Stillen auch für kurze Zeit bereits einen Effekt zeigt.
Dieser Frage ist eine aktuelle umfangreiche Meta-Analyse nachgegangen, an der einige renommierte Schlafforscher wie z.B. Peter S. Blair und Fern R. Hauck beteiligt waren und die in der Zeitschrift Pediatrics veröffentlicht wurde.
Für die Zusammenstellung nahmen die Forscher auch Kontakt mit den Autoren der Original-Studien auf, die sie in die Meta-Analyse einbezogen. Auf diese Weise konnten Sie zusätzliche komplette Datensätze auf individueller Ebene zu jedem Probanden erhalten. Die einbezogenen Studien stammen größtenteils aus den 90er-Jahren und aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt.
In die Meta-Analyse wurden auf diese Weise 2267 SIDS-Fälle und 6837 Kontroll-Fälle aus 8 verschiedenen Ländern einbezogen.
Es zeigte sich, dass der protektive Effekt des Stillens auf das SIDS-Risiko erst nach einer Stillzeit von 2 Monaten einsetzt und das Risiko ungefähr halbiert. Eine längere Stillzeit von über 4 Monaten verstärkt den Effekt.
Interessant ist, dass in dieser Meta-Analyse Teilstillen und ausschließliches Stillen das Risiko gleichermaßen verringerten, was für Eltern, die "bunt stillen" (Stillen in Kombination mit Zufütterung) erleichternd sein dürfte.
Die Autoren geben allerdings an, dass die einzelnen Studien, die sie einbezogen haben, nicht immer diesselbe Definition von Stillen und/oder aussschließlichem Stillen verwendet haben (weshalb sie mit den Rohdaten der Studien arbeiteten, um hier möglichst genaue Unterscheidungen zu treffen). Eventuell könnten modernere Studien mit anderem Studiendesign hier noch genauere Erkenntnisse liefern.
Die Meta-Analyse (englisch) ist komplett frei zugänglich → hier.
© November 2017, Anja Bier (IBCLC) für den Newsletter des Europäischen Instituts für Stillen und Laktation