Europäisches Institut für Stillen und Laktation

Künstliche Säuglingsnahrung erhöht das Risiko für Übergewicht und Diabetes

Anlage zum EISL-Newsletter September 2024

Risk of Fat Mass- and Obesity-Associated Gene-Dependent Obesogenic Programming by Formula Feeding Compared to Breastfeeding
Melnik BC, Weiskirchen R, Stremmel W, John SM, Schmitz G.; Nutrients. 2024 Jul 28;16(15):2451. https://doi.org/10.3390/nu16152451

Das wichtigste in Kürze:

  • Stillen und Muttermilch sind mehr als nur Ernährung, sie verändern auch das Microbiom des Säuglings und haben eine Vielzahl von gesundheitlichen Auswirkungen.
  • Immer mehr zeigt sich, dass dies auch mit einer frühkindlichen epigenetischen Programmierung zusammenhängt – eine aktuelle Studie eines deutschen Forscher-Teams bestätigt dies erneut.
  • Der jetzt gefundende Zusammenhang zeigt, dass ein bestimmtes Gen bei der Ernährung mit künstlicher Säuglingsnahrung anders programmiert wird als beim Stillen und somit das Risiko für Übergewicht und Diabetes erhöht.

Prof. Dr. Bodo Melnik, Facharzt für Dermatologie und Venerologie, Allergologie, Phlebologie, Umweltmedizin aus Gütersloh sowie Lehrbeauftragter an der Universität Osnabrück forscht schon länger zu Muttermilch und deren Auswirkungen beim Säugling.
Gemeinsam mit Kollegen aus Aachen und Regensburg untersuchte Melnik das bereits seit einiger Zeit bekannte sogenannte "Fat Mass- and Obesity-Associated Gen (FTO)", das Auswirkungen auf Übergewicht, Adipositas und Diabetes hat. Das Gen wurde 2007 entdeckt und 2015 → näher untersucht.

Bereits 2016 beschrieben Koletzkow et al., dass die ersten 1.000 Lebenstage entscheidend sind für die Prävention von Übergewicht. Lesen Sie dazu vertiefend einen Artikel im → Deutschen Ärzteblatt.
Bekannt ist auch, dass eine erhöhte Eiweißzufuhr im Säuglingsalter zu einem erhöhten Adipositas-Risiko im Kinder- und Erwachsenenalter beiträgt (was dazu geführt hat, dass der Eiweißgehalt von künstlicher Säuglingsnahrung in der Zwischenzeit gesenkt wurde).

Wir berichteten bereits mehrfach über den Zusammenhang zwischen Stillen als Schutzfaktor vor Übergewicht:
10/2018: Stillen als Prävention vor Übergewicht und Adipositas: Aktuelle Studien
→ 12/2023: Stillen schützt vor Übergewicht und Bluthochdruck im Schulalter
→ 02/2024: Der Einfluss von mütterlichem BMI und Stillen auf den BMI von Kindern


Die aktuelle Studie von Melnik et al. hat nun einen Zusammenhang zwischen der erhöhten Eiweißzufuhr und dem FTO-Gen nachgewiesen. Künstliche Säuglingsnahrung erhöht die Expression des FTO-Gens und führt zu einer Vermehrung der Zahl und Speicherung von Fettzellen im Säuglingsalter, was sich dann bis ins Erwachsenenalter auswirkt. Muttermilch hingegen enthält aktive Mikro-RNS, die regulierend in die Aktivität des FTO-Gens eingreift und somit einen Schutz darstellt.

Die Deutsche Hebammenzeitschrift hat einen gut verständlichen → Artikel zur Studie veröffentlicht, die Originalstudie (englisch) können Sie → hier vollständig nachlesen.

© September 2024, Gudrun von der Ohe, Ärztin und IBCLC
und das EISL-Newsletter-Team:
Anja Bier, IBCLC; Rhiannon Grill, IBCLC; Natalie Groiss, IBCLC; Simone Lehwald, IBCLC; Gabriele Nindl, IBCLC

Stillen fördern

Stillen fördern
Stillen fördern

Mit Ihrer Hilfe können wir fundiertes Fachwissen und nützliche Dokumente für die Praxis weiterhin kostenfrei auf unserer Webseite zur Verfügung stellen.Spenden