Längeres Stillen verringert mütterliches Risiko für Multiple Sklerose
Anlage zum Newsletter August 2017
Breastfeeding, ovulatory years, and risk of multiple sclerosis. A. Langer-Gould, J. Smith, K. Hellwig, E. Gonzales, S. Haraszti, C. Koebnick, A. Xiang. Neurology 2017, doi:10.1212/WNL.0000000000004207: 1526-632X
Multiple Sklerose ist eine schwerwiegende und unheilbare Autoimmunerkrankung, die in Schüben verläuft. Bereits seit Längerem ist bekannt, dass betroffene Frauen in der Schwangerschaft deutlich seltener Schübe verzeichnen, was wohl mit dem veränderten Immunsystem in dieser Zeit zusammenhängt.
Annette Langer-Gould aus Los Angeles forscht bereits seit Jahren zu Multipler Sklerose und hat sich in der aktuellen Studie mit ihrem Team der Frage zugewandt, ob sich das Stillen auf eine mögliche spätere Neuerkrankung mit MS auswirkt. Dazu wurden ca. 400 Frauen, die erstmals Symptome von MS oder ihrer Vorerkrankung CIS zeigten, mit einer ähnlich großen Gruppe von gesunden Frauen verglichen, die den erkrankten Frauen in möglichst vielen Parametern ähnelten. Es zeigte sich, dass entgegen ihrer ursprünglichen Annahme die Anzahl von Ovulationen über die Lebenszeit und die Anzahl von Schwangerschaften oder Geburten keine Auswirkung auf das Risiko einer Neuerkrankung hatte. Eine längere Gesamt-Stillzeit (über ein oder mehrere Kinder verteilt) von über 15 Monaten hingegen führte gegenüber Frauen, die nie oder kürzer als 4 Monate gestillt hatten, zu einer Halbierung des Risikos.
Die Ursache für diese Beobachtung ist bisher noch nicht bekannt. Langer-Gould vermutet, dass das Immunsystem von stillenden Frauen anders mit entzündlichen Prozessen umgeht, es ist jedoch noch umfangreiche Forschung auf diesem Gebiet nötig, um die genauen Abläufe zu verstehen. Sie plädiert dafür, Frauen in jedem Fall zum Stillen zu ermutigen und sie vor allem auch praktisch zu unterstützen, wenn sie Hilfestellung benötigen sollten.
Zwei deutschsprachige Artikel über die Studie finden Sie → hier und → hier, ein englischsprachiger längerer Artikel dazu → hier. Das Abstract der Original-Studie (englisch) befindet sich → hier.
© August 2017, Anja Bier (IBCLC) für den Newsletter des Europäischen Instituts für Stillen und Laktation