Muttermilch von CMV-positiven Müttern für frühgeborene Kinder
Anlage zum Newsletter Oktober 2018
Prävention von CMV bei Frühgeborenen und ELBW-Neugeborenen
Konsensus zur Prävention von CMV- Infektionen bei Frühgeborenen (< 28+0 SSW oder einem Geburtsgewicht <1000g) durch Muttermilch – Update 2018
Ernährungskommission der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) – Arbeitsgruppe Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- Jugendheilkunde (ÖGKJ); noch unveröffentlicht; erscheint vsl. im Dezember 2018 in der Monatsschrift Kinderheilkunde
Besonders unreife Säuglinge, d.h. sehr frühe Frühgeborene und Neugeborene mit einem extrem niedrigen Geburtsgewicht, tragen ein höheres Risiko, bei einer Infektion mit dem Cytomegalie-Virus (CMV) schwer zu erkranken. Hingegen verläuft bei reifen Neugeborenen oder Frühgeborenen ab einem gewissen Gestationsalter eine CMV-Infektion meist unproblematisch. Daher wird bei der Gruppe der Risikokinder zunächst festgestellt, ob ihre Mutter CMV-positiv ist, d.h. dass sie die Erkrankung bereits durchgemacht hat und das Virus in ihrem Blutkreislauf zu finden ist. Da dieses potentiell über die Muttermilch an das Kind übertragen werden kann, treffen die meisten Kliniken Vorsichtsmaßnahmen, um eine Infektion des gefährdeten Säuglings zu verhindern.
Wann immer möglich, ist frische, unpasteurisierte Muttermilch aufgrund Ihrer besonderen nutritiven und anti-infektiven Eigenschaften die erste Wahl bei der Ernährung von Frühgeborenen und wird von allen großen nationalen wie internationalen pädiatrischen Fachgesellschaften empfohlen. Gleichzeitig ist eine Risikoabwägung bei gefährdeten Säuglingen bezüglich einer CMV-Infektion notwendig.
Welche Maßnahmen hierzu hilfreich sind, darüber herrscht bislang international kein Konsens. Einige Kliniken pasteurisieren Muttermilch bis zu einem gewissen Gestationsalter, andere frieren die Muttermilch ein. Manche Kliniken unterscheiden zwischen Kolostrum und reifer Muttermilch, andere behandeln beide gleichermaßen.
Auf Grundlage der aktuellen Literatur und einiger auch in Deutschland und Österreich durchgeführten Studien der letzten Jahre hat nun die Ernährungskommission der Österreichischen Gesellschaft für Kinder und Jugendheilkunde (ÖGKJ) ihr Positionspapier von 2009 gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- Jugendheilkunde (ÖGKJ) überarbeitet und die Empfehlungen aktualisiert.
Wir bedanken uns bei Prof. Dr. Daniela Karall, Präsidentin der ÖGKJ, die uns das Papier vor Abdruck zur Verfügung gestellt hat. Es wird vsl. im Dezember 2018 in der Monatsschrift Kinderheilkunde veröffentlicht.
Das aktuelle Konsensuspapier empfiehlt folgende Vorgehensweise:
- Ist die Mutter CMV-negativ (IgG neg/IgM neg), darf die Muttermilch zu jedem Zeitpunkt unpasteurisiert verfüttert werden.
- Kolostrum darf in den ersten 3 Lebenstagen unabhängig vom CMV-Status der Mutter immer nativ verfüttert werden, da die Vorteile von Kolostrum gegenüber einem geringen CMV Infektionsrisiko überwiegen und die Viruslast zu diesem Zeitpunkt zumeist noch sehr niedrig ist.
- Frühgeborene ab einem Gestationsalter von >28+0 SSW können unabhängig vom CMV-Status der Mutter von Beginn an unpasteurisierte Muttermilch erhalten.
- Ist bei Frühgeborenen mit einem Gestationsalter <28+0 SSW oder einem Geburtsgewicht <1000g die Mutter CMV-positiv (IgG pos/IgM neg) oder ist der CMV-Status der Mutter unklar, wird die Muttermilch ab dem 4. Lebenstag pasteurisiert. Dieses Vorgehen wird empfohlen, bis das Frühgeborene 32+0 Gestationswochen alt ist.
- Pasteurisieren von Muttermilch ist die einzige geeignete Methode um das CMV in Muttermilch zu eliminieren. Einfrieren von Muttermilch reduziert die Wahrscheinlichkeit einer Infektion lediglich um 13%.
UPDATE 4/2019: In der Zwischenzeit ist das Konsensuspapier veröffentlicht und vollständig unter folgendem Link erhältlich:
Anmerkungen des Europäischen Instituts für Stillen und Laktation:
Die nun empfohlene Vorgehensweise stellt sicher, dass alle Neugeborenen das wichtige und durch nichts ersetzbare Kolostrum ihrer Mutter uneingeschränkt nativ erhalten können. Zusätzlich wird bei gleichzeitiger Minimierung der Risiken einer möglichst großen Zahl an Neugeborenen ermöglicht, auch die reife Muttermilch nativ erhalten zu können.
Wir begrüßen daher das aktuelle Konsensuspapier sehr und wünschen uns, dass es auch für andere deutschsprachige Länder als Vorbild dienen kann und die praktische Umsetzung in möglichst vielen Neonatologien rasch erfolgt.
© Oktober 2018, Anja Bier (IBCLC) für den Newsletter des Europäischen Instituts für Stillen und Laktation