Nicht-Stillen erhöht das mütterliche kardiovaskuläre Erkrankungsrisiko
Anlage zum EISL-Newsletter Januar 2022
Breastfeeding Is Associated With a Reduced Maternal Cardiovascular Risk: Systematic Review and Meta‐Analysis Involving Data From 8 Studies and 1 192 700 Parous Women
Lena Tschiderer, Lisa Seekircher, Setor K. Kunutsor, Sanne A. E. Peters, Linda M. O’Keeffe, Peter Willeit. Journal of the American Heart Association. 2022;11:e022746. DOI: https://doi.org/10.1161/JAHA.121.022746
Das wichtigste in Kürze:
- Dass Stillen nicht nur positive Auswirkungen auf die kindliche Gesundheit, sondern auch auf die der Mutter hat, ist bereits bekannt (z.B. durch ein verringertes Risiko für Brust- und Eierstockkrebs sowie für Diabetes mellitus Typ II).
- Eine aktuelle Meta-Analyse bestätigt nun, was sich bereits seit einiger Zeit abzeichnet: Stillen wirkt auch protektiv gegen mütterliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Untersucht wurden Herz-Kreislauf-Erkrankungen allgemein sowie speziell mit Todesfolge, Koronare Herzkrankheit (KHK) und Schlaganfall. Wie bereits bei anderen Erkrankungen bekannt, zeigte sich auch für die Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein dosisabhängiger Effekt: je länger gestillt wurde, umso stärker der Schutz.
Schon seit einigen Jahren mehren sich die Anzeichen, dass Stillen neben den bereits gesicherten und gut untersuchten protektiven Auswirkungen auf die mütterliche Gesundheit (Mamma- und Ovarial-Karzinome, sowie Diabetes mellitus Typ II) auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann. Wir berichteten darüber z.B. → hier .
Bisher lagen diese Ergebnisse jedoch meist in Form von einzelnen Studien vor, was Hinweise geben kann, aber noch kein vollständiges Bild ergibt. Die aktuelle Meta-Analyse eines österreichischen Forschungs-Teams hat nun aus 8 verschiedenen Studien insgesamt über 1 Million Proband:innen zusammenfassend untersucht. Es zeigt sich, dass das Stillen vor verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt:
für alle 4 untersuchten Kategorien (Herz-Kreislauf-Erkrankungen allgemein, Herz-Kreislauf-Erkrankungen speziell mit Todesfolge, Koronare Herzkrankheit (KHK) und Schlaganfall) lag die durchschnittliche Risikoreduktion bei ca. 10 - 15 %.
Wie schon bei anderen Erkrankungen beobachtet: die Wirkung ist dosisabhängig, eine längere Stillzeit hat einen stärkeren Effekt, wobei bisher nur Aussagen für die Stilldauer bis zu 12 Monaten getroffen werden können, da noch zu wenig qualitativ hochwertige Studien für längere Stillzeiten zu diesem Thema vorliegen.
Die Studie (englisch) ist vollständig als open access → hier erhältlich.
Die American Heart Association hat zum Erscheinen der Studie eine Pressemitteilung (englisch) veröffentlicht, in der die Ergebnisse kurz zusammengefasst werden: → hier
© Januar 2022, Anja Bier (IBCLC)
und das EISL-Newsletter-Team: Natalie Groiss, IBCLC; Gabriele Nindl, IBCLC; Gudrun von der Ohe, IBCLC