Europäisches Institut für Stillen und Laktation

Positive Auswirkungen des ausgedehnten Hautkontakts auf Reifgeborene

Anlage zum Newsletter Mai 2020

Parent-Training with Kangaroo Care Impacts Infant Neurophysiological Development & Mother-Infant Neuroendocrine Activity
Jillian S. Hardin, Nancy Aaron Jones, Krystal D. Mize, Melannie Platt. Infant Behavior and Development, Volume 58,
February 2020 DOI: https://doi.org/10.1016/j.infbeh.2019.101416

Dass direkter Hautkontakt zwischen Neugeborenen und den Eltern für die Gesundheit und Entwicklung des Kindes ebenso wichtig ist wie für den Bindungsaufbau, ist für Frühgeborene bereits ausführlich untersucht und bekannt. Tägliche Zeiten, in denen die Kinder mehrere Stunden im direkten Hautkontakt verbringen (Kangaroo-Care) sind auf Neonatologien in der Zwischenzeit State of the Art.
Für reifgeborene Neugeborene sind die Effekte vor allem für die erste Stunde postpartum gut untersucht (siehe dazu auch unser → Artikel "Die Bedeutung des direkten Hautkontakts für ALLE Neugeborenen").

Eine aktuelle Studie erforschte nun explizit, wie sich ein täglicher direkter Hautkontakt von 1 Stunde während 6 Wochen postpartum auf reifgeborene Neugeborene und ihre Mütter auswirkt.
Dazu wurden 33 Mutter-Kind-Paare in 2 Gruppen geteilt, eine Gruppe erhielt als Kontrollgruppe ein Stillkissen und die Aufforderung, 6 Wochen lang den Gebrauch und ihre Erfahrungen damit zu dokumentieren. In der Interventionsgruppe wurde mit Hilfe eines elastischen Kangoroo-Tuchs täglich eine Stunde direkter Hautkontak initiiert. Mit 3 Monaten wurden bei einer Untersuchung die Hirnströme der Säuglinge, sowie die Cortisol- und Oxytocin-Level von Mutter und Kind gemessen.

Die Forscher stellten fest, dass sich vor allem im linken vorderen Bereich des Gehirns Veränderungen in der Interventionsgruppe ergaben, außerdem hatten diese Mutter-Kind-Paare einen erhöhten Oxytocin-Spiegel. Kinder der Interventionsgruppe hatten bei der Untersuchung mit 3 Monaten niedrigere Cortisol-Spiegel als Reaktion auf einen Stresstest als die Kinder der Kontrollgruppe.

Die Forscher geben zu bedenken, dass ihre Studie aufgrund der relativ kleinen Probandenzahl und der gewählten Untersuchungsmethode zum Oxytocin (im Urin gemessen anstatt in Blutproben) noch keine abschließende Bewertung der Lage zulässt und hoffen, dass künftige Studien diese Zusammenhänge erneut untersuchen werden.

Die Studie wird in einem Artikel (englisch) → hier vorgestellt, außerdem kann sie frei verfügbar (englisch) → hier nachgelesen werden.

© Mai 2020, Anja Bier, IBCLC für den Newsletter des Europäischen Instituts für Stillen und Laktation

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