Stillen als Prävention vor Übergewicht und Adipositas: Aktuelle Studien
Anlage zum Newsletter Oktober 2018
Infant Feeding and Weight Gain: Separating Breast Milk From Breastfeeding and Formula From Food
Meghan B. Azad, Lorena Vehling, Deborah Chan, Annika Klopp, Nathan C. Nickel, Jonathan M. McGavock, Allan B. Becker, Piushkumar J. Mandhane, Stuart E. Turvey, Theo J. Moraes, Mark S. Taylor, Diana L. Lefebvre, Malcolm R. Sears, Padmaja Subbarao, on behalf of the CHILD Study Investigators. Pediatrics Oct 2018, 142 (4) e20181092. https://doi.org/10.1542/peds.2018-1092
Dass Stillen das Risiko für Übergewicht und Adipositas lebenslang senkt, ist bereits in einigen Studien nachgewiesen worden. 2015 erschien eine große Meta-Analyse in der → Acta Paediatrica , die diese Erkenntnisse untermauerte.
Seither wurden weitere Studien zu diesem Thema veröffentlicht, die spezielle Aspekte beleuchten. Die aktuellste Studie stammt aus Kanada und die Forscher kritisieren, dass in vorangegangen Studien oftmals die ausschließliche Ernährung mit abgepumpter Muttermilch (per Flasche) mit dem direkten Stillen an der Brust gleichgesetzt wurde. Dass dies z.B. für die Kiefer-Entwicklung einen Unterschied macht, wissen wir bereits (→ Artikel von 2016). Die kanadischen Forscher überprüften nun in einer prospektiven Kohortenstudie, ob sich auch auf das Risiko für Übergewicht Unterschiede ergeben und bezogen dazu neben stillenden auch abpumpende Frauen sowie Frauen, die mit Formula füttern mit ein. Zusätzlich erhoben sie Daten darüber, ob die Kinder jemals, wenn auch vielleicht nur kurz in der Anfangszeit, Formula erhalten hatten.
Die Studie zeigte, dass Stillen unabhängig vom Gewicht und sozioökonomischen Status der Mutter am besten vor einem erhöhten BMI und Adipositas im ersten Lebensjahr schützte. Der Effekt war dosisabhängig und längeres ausschließliches Stillen schützte besser als Teilstillen oder kürzeres Stillen. Abstillen vor dem 6. Monat war gegenüber ausschließlichem Stillen mit einem dreifach erhöhten Risiko für Übergewicht im ersten Lebensjahr assoziiert.
Es zeigte sich auch, dass Füttern mit abgepumpter Muttermilch dem direkten Stillen an der Brust unterlegen, dem Füttern mit Formula jedoch überlegen war. Es ist daher nicht unwichtig, ob Frauen zum direkten Stillen oder zum vermehrten Abpumpen angeleitet werden.
Die Original-Studie (englisch) ist frei verfübar → hier erhältlich.
In den vergangenen Monaten sind noch weitere Studien aus diesem Themenkreis erschienen, die interessant sind:
Early Infant Feeding of Formula or Solid Foods and Risk of Childhood Overweight or Obesity in a Socioeconomically Disadvantaged Region of Australia: A Longitudinal Cohort Analysis
Haider Mannan. Int. J. Environ. Res. Public Health 2018, 15(8), 1685. https://doi.org/10.3390/ijerph15081685
In dieser Studie wird der Zeitpunkt der Einführung von Beikost in einer ärmlichen Gegend in Australien beleuchtet. Kinder, bei denen Beikost unter 4 Monaten eingeführt wurden, hatten ein deutlich erhöhtes Risiko für Übergewicht in der gesamten Kindheit. Dies galt auch, wenn die Kinder anstelle der frühen Beikost-Einführung Formula erhielten.
Die Studie ist im Original (englisch) frei verfügbar → hier.
Association of Exposure to Formula in the Hospital and Subsequent Infant Feeding Practices With Gut Microbiota and Risk of Overweight in the First Year of Life
Forbes JD, Azad MB, Vehling L, et al. JAMA Pediatr. 2018;172(7):e181161. https://doi.org/10.1001/jamapediatrics.2018.1161
Über diese Studie berichteten wir bereits im Juli 2018 → hier (unterer Abschnitt des Textes).
© Oktober 2018, Anja Bier (IBCLC) für den Newsletter des Europäischen Instituts für Stillen und Laktation