Stillen fördert mütterliche Blutdruck- und Stoffwechselgesundheit
Anlage zum EISL-Newsletter November 2023
The association of breast feeding for at least six months with hemodynamic and metabolic health of women and their children aged three years: an observational cohort study
Pathirana MM, Andraweera PH, Aldridge E, Harrison M, Harrison J, Leemaqz S, Arstall MA, Dekker GA, Roberts CT. Int Breastfeed J. 2023 Jul 19;18(1):35. DOI: https://doi.org/10.1186/s13006-023-00571-3
Das wichtigste in Kürze:
- Es ist bereits durch etliche Studien belegt, dass sich Stillen positiv auf die mütterliche kardiovaskuläre Gesundheit auswirkt
- Eine aktuelle australische Studie bestätigt dies: 3 Jahre postpartum zeigen sich niedrigere BMI- und Blutdruck-Werte bei stillenden Frauen
- Besonders für Frauen mit prä- und peripartalen Risikofaktoren relevant: auch die Blutwerte (Insulin, Cholesterin u.a.) sind bei stillenden Frauen besser
Stillen hat einen positiven Einfluss auf die mütterliche und kindliche Gesundheit und reduziert das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Darüber berichteten wir bereits mehrfach in den vergangenen Jahren, beispielsweise → hier, → hier und → hier.
In einer aktuellen Studie aus Australien sollte untersucht werden, wie sich das kardiometabolische Risiko von Müttern und deren Kindern 3 Jahre postpartum verändert.
Frauen, welche zuvor an einer Screening Untersuchung (STOP Studie, 2015-2017 in Australien) teilgenommen hatten, wurden nach 3 Jahren erneut zu einem Gesundheitscheck eingeladen. Stilldauer (mindestens 6 Monate postpartum), Größe, Gewicht und Vitalparameter (Blutdruck, Puls) von Mutter und Kind wurden erhoben. Des Weiteren erfolgte eine Blutuntersuchung bei den Müttern (Glukose, Insulin und Lipide).
Insgesamt konnten 160 Mutter-Kind-Paare in diese Analyse aufgenommen werden. Davon stillten 70 Frauen mehr als 6 Monate, 86 nicht (Kontrollgruppe). Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen, die mindestens 6 Monate gestillt hatten, einen signifikant niedrigeren BMI aufwiesen (29.1 vs. 31.6, Effect Size –3.34, dies bedeutet, dass Stillen den BMI senkt). Zusätzlich wies diese Gruppe an Frauen einen signifikant niedrigeren Blutdruck auf (80.8 vs. 85.1 mmHg mittlerer arterieller Blutdruck, Effect Size –5.2, dies bedeutet, dass Stillen den Blutdruck senkt).
Vor allem Frauen mit einer Risikoschwangerschaft (Präeklampsie, Gestationsdiabetes, Schwangerschaftsbedingter Hypertonus, oder Geburt eines SGA-Kindes/Frühgeburt) sowie einer Stilldauer von mindestens 6 Monaten zeigten eine deutliche Reduktion des Blutdrucks, Serum Insulin, Triglyzeride (Blutfettwerte) und ein höheres HDL (“gutes” Cholesterin) im Vergleich zur Kontrollgruppe.
In Bezug auf die Kinder zeigte sich kein Unterschied in den Messwerten (Gewicht/ Größe, Vitalparameter) zwischen gestillten und nicht gestillten Kindern.
Zusammenfassend zeigt diese Arbeit wie protektiv sich Stillen auf mütterliche kardiovaskuläre und metabolische Risikofaktoren auswirkt. Eine Unterstützung des Stillens sollte für jede Frau und vor allem für Frauen mit Risikoschwangerschaften ermöglicht werden.
Die Studie (englisch) ist vollständig und frei → hier verfügbar.
© November 2023, Dr. med. Josefine Theresia Königbauer, Fachärztin für Frauenheilkunde und IBCLC
und das EISL-Newsletter-Team:
Anja Bier, IBCLC; Rhiannon Grill, IBCLC; Natalie Groiss, IBCLC; Simone Lehwald, IBCLC;
Gabriele Nindl, IBCLC; Gudrun von der Ohe, IBCLC