Europäisches Institut für Stillen und Laktation

Stillen schützt vor Übergewicht und Bluthochdruck im Schulalter

Anlage zum EISL-Newsletter Dezember 2023

Breastfeeding is associated with reduced risks of central obesity and hypertension in young school-aged child-ren: a large, population-based study
Dan Lin, Didi Chen, Jun Huang, Yun Li, Xiaosa Wen, Ping Ou & Huijing Shi. International Breastfeeding Journal, volume 18, Article number: 52 (2023). DOI: https://doi.org/10.1186/s13006-023-00581-1

Das wichtigste in Kürze:

  • Schon länger ist bekannt, dass Stillen präventiv bezüglich Übergewicht und Herz-Kreislauferkrankungen wirkt, siehe dazu z.B. auch unseren → Artikel von 10/2018
  • In dieser Studie untersuchten die Autoren, ob die Art und Dauer des Stillens mit Übergewicht, Fettleibigkeit und zentraler Adipositas oder Bluthochdruck bei Kindern im Schulalter zusammenhängt.
  • Sowohl die Blutdruckwerte als auch die Werte für zentrale Adipositas waren für Schulkinder in der ersten Klasse besser, wenn sie gestillt worden waren.
  • Da Adipositas und Bluthochdruck weltweit zunehmen und diese Erkrankungen (inkl. ihrer Folgen) auch das Gesundheitswesen finanziell und allgemein belasten, sollte Stillförderung als eine wichtige Präventionsstrategie angesehen werden, so die Autor:innen

Weltweit hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit deutlichem Übergewicht in den letzten vier Jahrzehnten verzehnfacht (Lancet, 2017)
Adipositas bei Kindern ist ein unabhängiger Risikofaktor und geht mit vielen Gesundheitsrisiken wie Bluthochdruck, hohem Cholesterinspiegel, beeinträchtigter Glukosetoleranz, Insulinresistenz, Asthma, Schlafapnoe und Muskel-Skelett-Erkrankungen einher, wie viele Studien der letzten Jahre ergaben.
Kinder, die von Übergewicht betroffen sind, haben ein höheres Risiko, auch im Erwachsenenalter adipös oder übergewichtig zu sein und lebenslange Gesundheitsprobleme zu erleiden, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs, die zu den häufigsten Todesursachen gehören.

Die aktuelle chinesische Studie untersuchte den Status von Übergewicht oder Adipositas bei Kindern in der ersten Klasse. Daten über Alter, Geschlecht, Größe und Gewicht der Kinder wurden vom Schul-Gesundheitscheck erfasst. Die Informationen zum Stillen der Kinder wurden aus elektronischen Aufzeichnungen der pädiatrischen Untersuchungen gewonnen, die während postparter Folgebesuche gesammelt wurden. Dabei wurde unterschieden zwischen jeglichem Stillen (teil- und ausschließliches Stillen für mind. einen Monat) und ausschließlichem Stillen (für mind. einen Monat).
Ergänzend wurden Geburtsgewicht, der Entbindungsmodus (vaginal/ Sectio), das Alter der Mutter bei der Geburt und das elterliche Bildungsniveau erfasst. Diese Daten wurden aus den Geburtsakten des Krankenhauses gesammelt.

Im Ergebnis zeigte sich: die Stilldauer stand in umgekehrtem Zusammenhang mit den Blutdruckwerten der Kinder, sowohl bezüglich des systolischen als auch des diastolischen Blutdrucks. Je länger die Dauer des Stillens, desto effektiver war dies zu sehen. Jegliches Stillen von mehr als einen Monat war mit einem verringerten Risiko für Bluthochdruck verbunden.

Ausschließliches Stillen von mehr als einem Monat zeigte ein verringertes Risiko für zentrale Adipositas. Mangelndes Stillen wird mit einem höheren Risiko für zentrale Adipositas und Bluthochdruck im mittleren Kindesalter in Verbindung gebracht.

Die Autor:innen schlussfolgern, dass für Kinder im frühen Schulalter jedes Stillen am Beginn des Lebens mit einem reduzierten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist und dass ausschließliches Stillen das Risiko für zentrale Adipositas verringert, obwohl das retrospektive Beobachtungsstudiendesign die ursächlichen Schlussfolgerungen begrenzt.

Die Autor:innen fordern Regierungen, Politik, Kliniken sowie die Gesellschaft auf, die Stillförderung in der öffentlichen Gesundheitsstrategie auszubauen, um Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen der Bevölkerung zu senken und damit die Gesundheitskosten für jede einzelne Familie und auf nationaler Ebene reduzieren zu können.

Die Studie ist vollständig verfübar → hier nachzulesen.

© Dezember 2023, Gudrun von der Ohe, IBCLC
und das EISL-Newsletter-Team:
Anja Bier, IBCLC; Rhiannon Grill, IBCLC; Natalie Groiss, IBCLC; Simone Lehwald, IBCLC; Gabriele Nindl, IBCLC

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