Europäisches Institut für Stillen und Laktation

Stillen und mütterliches Risiko für Diabetes und Bluthochdruck: Aktuelle Meta-Analyse

Anlage zum Newsletter Dezember 2019

Association of Maternal Lactation With Diabetes and Hypertension: A Systematic Review and Meta-analysis
Rameez RM, Sadana D, Kaur S, et al. JAMA Netw Open. 2019;2(10):e1913401. DOI: https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2019.13401

Der bedeutende Einfluss des Stillens auf die kindliche Gesundheit ist bekannt: Reduktion des Übergewichts- und Adipositasrisikos, geringeres Risiko an Typ-2-Diabetes zu erkranken, Reduktion der Leukämie-Inzidenz im Kindesalter uvm.

Die positiven Effekte für die mütterliche Gesundheit werden jedoch nicht im selben Maße wahrgenommen, obwohl es schon seit Jahren deutliche Evidenzen dazu gibt. Bekannt ist, dass das Stillen den Bindungsaufbau zum Neugeborenen unterstützt und das Risiko für Wochenbettdepressionen senkt. Stillen hat durch die hohe Oxytocinausschüttung eine unmittelbare positive Auswirkung auf die Uteruskontraktion, der postpartale Blutverlust wird reduziert und die Rückbildung gefördert. Stillen führt zu einer verlängerten postpartalen Amenorrhoe und einem reduzierten Risiko für mütterlichen Brust- und Eierstockkrebs.

Mehrere Studien haben bereits darauf hingewiesen, dass auch das Risiko für mütterliche Hypertonie und die Entwicklung eines Diabetes mellitus der Mutter durch das Stillen reduziert werden. Eine aktuelle Meta-Analyse und Review hat nun diese Zusammenhänge nochmals umfassender untersucht, insbesondere mit dem Fokus auf die Auswirkungen längeren Stillens (über 12 Monate).

Die AutorInnen entschieden sich nach Literatur-Recherche, zunächst 22 Studien in einem Review zu bewerten und aus dieser Gruppe insgesamt 6 Studien in ihre Meta-Analyse einzuschließen. Die anderen 16 Studien lieferten ergänzende Hinweise, die im Artikel diskutiert werden.

Von den 6 Studien, die in die Meta-Analyse aufgenommen wurden, zeigten vier Zusammenhänge zwischen Stillen und mütterlichem Diabetes-Risiko, fünf erforschten Zusammenhänge zwischen Stillen und mütterlichem Bluthochdruck. Die zusammengefasste Probandenzahl der Studien betrug somit schließlich für beide Fragestellungen jeweils über 200 000 Frauen.

Es ergab sich nach Ausschluss von Störgrößen (Übergewicht, Rauchen, Familienanamnese) folgendes Bild:
Stillen über 12 Monate
• reduziert das Risiko für die Entwicklung eines mütterlichen Diabetes um 30% gegenüber kürzerem Stillen
• reduziert das Risiko für mütterlichen Bluthochdruck um 13% gegenüber kürzerem Stillen

Damit zeigt diese Meta-Analyse ähnliche Ergebnisse, wie wir sie bereits aus anderen Fragestellungen im Zusammenhang mit dem Stillen kennen: die positiven Auswirkungen sind dosisabhängig, längeres Stillen führt zu einer höheren Risikoreduktion als kürzeres Stillen. In der Beratungsarbeit sollte es daher selbstverständlich werden, auch diese Aspekte mit den von uns betreuten Frauen zu besprechen und sie somit dabei zu unterstützen, eine informierte Entscheidung zu treffen.

Die Meta-Analyse ist vollständig und kostenfrei → hier nachzulesen.

© Dezember 2019, Elisabeth Weitlaner (IBCLC) und Anja Bier (IBCLC) für den Newsletter des Europäischen Instituts für Stillen und Laktation

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