Europäisches Institut für Stillen und Laktation

Vitamin D Supplementierung für Stillkinder: Wie Mütter sich entscheiden

Anlage zum Newsletter Februar 2017

Maternal Preferences for Vitamin D Supplementation in Breastfed Infants
P. Umaretiya, S. Oberhelman, E. Cozine, J. Maxson, S. Quigg, T. Thacher. Ann Fam Med January/February 2017 15:68-70; doi:10.1370/afm.2016

Im deutschsprachigen Raum wird, wie in den meisten anderen Ländern der Welt, eine tägliche Vitamin-D-Supplementierung von Säuglingen und Kleinkindern empfohlen. Typischerweise wird sie im deutschsprachigen Raum durch die Gabe von Vitamin-D-Tabletten oder -Tropfen durchgeführt.

In den letzten Jahren gewinnt diese Supplementierung an Bedeutung, da zunehmend durch Studien belegt wird, dass ein Vitamin-D-Mangel nicht nur zu bereits bekannten Erkrankungen wie Rachitis führen kann, sondern dass es eine Vielzahl an weiteren Erkrankungen gibt, für die ein guter Vitamin-D-Status präventiv wirkt (hierzu beispielsweise auch unser → Artikel aus 2015). Daher wird derzeit diskutiert, eine Supplementierung für die gesamte Bevölkerung anzustreben und sie nicht nur auf Säuglinge und Kleinkinder zu beschränken.

Einige Untersuchungen konnten zeigen, dass allerdings häufig schon die empfohlene Supplementierung der Babys nicht in ausreichendem Umfang durchgeführt wird. Dies beruht zum Teil darauf, dass sich Eltern nicht ausreichend über die Gründe und Risiken informiert fühlen, zum Teil wird auch von Fachpersonal noch angenommen, ein gestilltes Kind würde keinerlei Zusätze benötigen. Einige Mütter scheuen sich, ihrem Baby Tabletten oder Tropfen zu verabreichen und verweigern daher die Supplementierung.

Wenig bekannt ist bislang, dass für gestillte Kinder nachgewiesen wurde, dass die Supplementierung auch über die Mutter (mit dadurch erhöhter Vitamin-D-Dosis in der Muttermilch) erfolgen könnte und dass es zudem die Möglichkeit gibt, statt einer täglichen Einnahme auch mit längerfristig wirkenden Depot-Gaben zu arbeiten.

Eine aktuelle Studie aus den USA ist nun der Frage nachgegangen, wie eine Verbesserung der Compliance auf diesem Gebiet zu erreichen wäre und hat Mütter von gestillten Säuglingen befragt, welche Methode der Vitamin-D-Supplementierung sie derzeit verwenden und welche Methode sie gerne verwenden würden. Wie bereits in früheren Studien supplementierten auch in der aktuellen Untersuchung weniger als die Hälfte der Mütter ihre Kinder in vollem Umfang nach der AAP-Empfehlung.
88,4 % der stillenden Mütter gaben an, dass sie es vorziehen würden, durch die Einnahme einer ausreichend hohen Dosierung ihre Muttermilch anzureichern, anstatt dem Baby etwas geben zu müssen. Es ist zu erwarten, dass entsprechend angepasste Empfehlungen zu einer Verbesserung des Vitamin-D-Status von sowohl Müttern als auch ihren gestillten Babys führen würden.

Die Studie (englisch) ist vollständig → hier abrufbar.


Ergänzung im März 2017:

Aufgrund mehrerer Nachfragen möchten wir Ihnen einige Links empfehlen, die zu Studien und Reviews der Jahre 2013 - 2015 führen, in denen die Möglichkeit der Supplementierung via Muttermilch nachgewiesen wurde:

Derzeit existiert allerdings noch keine offizielle (Dosierungs-)Empfehlung zu dieser Option, so dass die gültige, momentan empfohlene Supplementierung der Säuglinge via Tabletten- oder Tropfengabe weiterhin Bestand hat.

Die aktuellen Empfehlungen und Erläuterungen des deutschen Netzwerks Gesund ins Leben zum Thema Vitamin-D-Supplementierung von Säuglingen finden Sie hier:

© Februar 2017, Anja Bier (IBCLC) für den Newsletter des Europäischen Instituts für Stillen und Laktation

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