Europäisches Institut für Stillen und Laktation

Stillhilfsmittel

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Letzte Aktualisierung dieser Seite 01/2025

Seit Jahrhunderten gibt es Bestrebungen, stillende Mütter dabei zu unterstützen, Stillprobleme zu bewältigen oder Lösungen bei einer Trennung von Mutter und Kind anzubieten. Dieser Trend setzt sich auch bei modernen Stillhilfsmitteln fort. Es gibt eine Vielzahl von Produkten, von denen allerdings die meisten unnötig sind und manche, die den Stillerfolg sogar beeinträchtigen können.
Bei Schwierigkeiten mit dem Stillen ist es ausgesprochen wichtig, zunächst den Verlauf einer Stillmahlzeit sorgfältig zu beobachten, um potenzielle Ursachen für das Problem herauszufinden. Durch Optimieren des Stillmanagements kann häufig eine Verbesserung erreicht werden, ohne dass Hilfsmittel eingesetzt werden müssen, z.B. durch

• Anpassung der Stillposition bzw. Anlegetechnik
• Erhöhung von Stillhäufigkeit und -dauer
• Anwendung von Brustmassagen vor und während des Stillens
• Vermeidung von Schnullern und Flaschensaugern

Das Ziel sollte sein, eine für Mutter und Kind passende Lösung zu finden, im Bedarfsfall ein entsprechendes Stillhilfsmittel einzusetzen und so bald wie möglich wieder ein direktes Stillen an der Brust zu ermöglichen (Core Curriculum LEAARC, 2024:534).

In den folgenden Abschnitten stellen wir Ihnen einige verbreitete Stillhilfsmittel vor, die bei korrekter Anwendung in manchen Situationen sinnvoll sein können.

Stilleinlagen

Stilleinlagen gibt es aus verschiedenen Materialien. Zum Beispiel als Einmal-Stilleinlagen mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen (Vlies, Folien, Granulat, Absorber) oder auch wiederverwendbare aus Baumwolle, Frottee, Wolle/Seide.
Bei Mamillenproblemen, insbesondere bei infizierten Mamillen, sind Stilleinlagen aus Wolle und Seide aus hygienischen Gründen nicht Mittel der Wahl. Nach Überwindung der (meist anfänglichen) Mamillenprobleme wählt die Mutter das Produkt aus, das ihr angenehm ist. Stilleinlagen müssen bei Feuchtigkeit gewechselt werden. Einmal-Stilleinlagen werden verworfen, Stilleinlagen aus Wolle/Seide werden in lauwarmem Wasser per Hand und Baumwoll-Stilleinlagen bis zu 60 Grad in der Waschmaschine gewaschen.

Bei der Geburt erhalten Frauen häufig Stilleinlagen als Werbegeschenk, in der Annahme sie gehörten zur Grundausstattung einer stillenden Frau. Dabei ist gerade in den ersten Tagen Vorsicht geboten, da das ständige Tragen die Mamillen aufweichen kann, die Luftzufuhr einschränkt und der Auflagedruck zu einer verminderten Mikrozirkulation führt. Bei intakten Mamillen ist es besser, lockere und luftdurchlässige Kleidung zu tragen. Sind die Mamillen wund, so ist ein effektives Wundmanagement und Druckentlastung unerlässlich.

Einmalstilleinlagen eignen sich sehr gut, um daraus den "Wiener-Brust-Donut" selbst herzustellen:

  • ©N. Groiss
    Selbst hergestellter Wiener-Brust-Donut und waschbarer Baumwoll-Donut © N. Groiss

Eine Anleitung dazu sowie weitere Informationen zur feuchten Wundbehandlung finden Sie auf unserer Fachseite zu diesem Thema:

Zusammenfassend lässt sich sagen:

• Stilleinlagen sollten in den ersten Tagen eher nicht verwendet werden, Donuts sind hier die bessere Wahl
• Nach den ersten Tagen können bei intakten Mamillen Stilleinlagen nach Wahl der Mutter verwendet werden
• Meist werden sie nur für wenige Wochen benötigt, bis sich die Milchmenge an den Bedarf angepasst hat

Hilfsmittel zur Aufrichtung der Mamillen

Bei flachen oder eingezogenen Mamillen können bei Bedarf Hilfsmittel zur Aufrichtung der Mamille eingesetzt werden. In seltenen Fällen können diese bereits in der Schwangerschaft (z.B. Mamillenformer) Anwendung finden.
Bei den meisten Frauen werden mit dem Beginn des Stillens die Mamillen durch das regelmäßige Saugen des Babys an der Brust von selbst prominenter. Daher sind vor allem die Tage vor der Initialen Brustdrüsenschwellung von großer Bedeutung, da hier das Gewebe noch weich und damit für die Kinder besser und leichter fassbar ist – ideal, um das häufige und korrekte Stillen zu Üben. Auch das Intuitive Stillen als bevorzugte Stillhaltung in der ersten Zeit, sowie das korrekte Anlegen tragen dazu bei, dass sich die Mamillen gut aufrichten.

Hilfsmittel wie der Latch-Assist™ oder der Evert-It™ Nipple Enhancer erzeugen ein sanftes Vakuum, welches das Gewebe/ die Mamille nach außen zieht. Sie können unmittelbar vor dem Anlegen eingesetzt werden, wenn das Baby die Mamille trotz guter Stillposition die Brust nicht oder nur schwer erfassen kann.
Anwendung:
Vor dem Anlegen aufsetzen und ca. 20-30 Sekunden das Vakuum halten, den Vorgang 2-3x wiederholen (Core Curriculum LEAARC, 2024:540-541; Walker, 2023:109). Ist die Areola geschwollen, ist besondere Vorsicht geboten (Lauwers & Swisher, 2021:527).

Während der Initialen Brustdrüsenschwellung ist die Reverse Pressure Softening Methode (RPS) ideal, um die Mamillen vor dem Stillen fassbarer zu machen. Sie ist immer vor dem Einsatz von Stillhilfsmitteln anzuwenden.
Eine genaue Anleitung dazu finden sie auf unserer Fachseite:

  • ©N. Groiss
    Latch-Assist™ – © N. Groiss

Stillhütchen

  • ©N. Groiss
    Stillhütchen verschiedener Firmen – © N. Groiss
  • Int._Zurückgelehntes Stillen mit Stillhut ©A. Probst
    Intuitives Stillen mit Stillhütchen – © A. Probst

Bei Stillproblemen ist schnelle Hilfe durch kompetente Beratung wichtig. Häufig bringt eine Überprüfung und Verbesserung der Stillposition, des Erfassens der Brust, der Stillfrequenz oder der Dauer einer Stillepisode den entscheidenden Hinweis zur Lösung des Problems.
Vor dem Einsatz eines Stillhütchens ist zuerst zu überlegen, ob alle genannten Maßnahmen und Techniken bereits versucht worden sind. Es gilt weiterhin: Stillhütchen sollten mit Bedacht und nur bei klarer Indikation angewendet werden.

Erstmaßnahme bei schläfrigen, saugschwachen oder den Mund schlecht öffnenden Babys ist intensiver Haut-zu-Haut-Kontakt und Intuitives Stillen. Bei wunden, schmerzenden Mamillen ist das Anlegen besonders intensiv zu überprüfen – auch hier ist Intuitives Stillen meist ein guter Lösungsansatz.

Wenn ein Stillhütchen verwendet wird, bleibt das Ziel weiterhin, das Baby korrekt an der Brust der Mutter anzulegen und zu stillen, sowie die Stillhütchen nach Möglichkeit nur vorübergehend und für kurze Zeit zu verwenden. Keinesfalls kann das routinemäßige Verteilen von Stillhütchen eine kompetente und einfühlsame Stillberatung ersetzen.

Auch beim Stillen mit Stillhütchen ist unbedingt auf die richtige Positionierung und Anlegetechnik zu achten. Die Mundstellung an der Brust muss absolut dem Stillen ohne Hütchen entsprechen!

Die Verwendung von Stillhütchen kurz nach der Geburt im Kreißsaal oder bereits am ersten Tag ist zu vermeiden. Bonding und Self-Attachement sowie Intuitives Stillen sind Mittel der Wahl um ein Baby, das die Brust noch nicht erfassen kann, zum Stillen zu bringen. Ergänzend dazu sollte Kolostrum per Hand gewonnen und mit Spritze / Löffel verabreicht werden.

Für die korrekte Anwendung eines Stillhütchens gilt:
• Vor dem Anlegen: Brustmassage und idealerweise Milchspendereflex auslösen
• Stillhütchen so aufsetzen, dass die Nase des Kindes an der offenen Seite liegt (Geruch)
• Zum Aufsetzen halb umstülpen (wie einen Sombrero) und leicht auseinander dehnen
• Dadurch gelangt mehr Brustgewebe in das Stillhütchen, es liegt vollflächig auf
• Das Stillhütchen mit etwas Muttermilch füllen

Auch wenn das Baby mit einem Stillhütchen gestillt wird, sollte ihm regelmäßig die Gelegenheit gegeben werden, die Brust direkt mit seinem Mund zu berühren, ohne dass Kunststoff dazwischen ist. Der Kontakt von Lippen und Haut an der Mamille und Areola ermöglicht dem Baby prägende orale und sensorische Erfahrungen. Gleichzeitig sendet es wichtige Signale, die die Hormonfreisetzung bei der Mutter fördern. Über die Haut der Mutter nimmt das Baby Mikroorganismen auf, orientiert sich am Geschmack der Montgomery-Drüsen und wird auf das natürliche Saugen an der Brust vorbereitet (Walker 2023:301,317).

  • C.Dörr - Ausschnitt
    Korrekte Anlegetechnik, guter Sitz – © Ch. Dörr
  • Breastfeeding_Atlas_2005-wrong-way
    Inkorrektes Anlegen, ineffiziente Trinktechnik – © Breastfeeding Atlas, 2005

EISL-Empfehlung:
Um die Milchbildung beim Einsatz eines Stillhütchens gut abzusichern, ist zu Beginn 1-2x täglich zusätzliches Pumpen hilfreich, bis das Baby gut zunimmt. Falls das Baby zu schwach saugt und auch mit Hütchen nicht effektiv trinkt, ist es nötig, mehrmals täglich zusätzlich zu pumpen, um eine ausreichende Milchbildung zu etablieren. Engmaschige Gewichtskontrollen bis zur Etablierung der Milchmenge sind empfehlenswert.

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