Europäisches Institut für Stillen und Laktation

Brustmassagen in der Stillzeit

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Letzte Aktualisierung dieser Seite: 3/2024

Positive Effekte für bewährte manuelle Techniken

Jede Form der Berührung der Brust sowie Haut-zu-Hautkontakt mit dem Baby, insbesondere das intuitive Stillen, ist eine erste Form der "Brustmassage". Es ist sinnvoll und begrüßenswert, wenn Frauen sich bereits in der Schwangerschaft mit ihrer Brust vertraut machen. Auch in den ersten Tagen nach der Entbindung kann eine behutsame Massage dazu beitragen, den Stillbeginn zu erleichtern und den Aufbau der Milchbildung zu etablieren.

Die Massage der Brust ist ein vielfach eingesetzes und altbewährtes Hilfsmittel. Auch heute noch verwenden stillende Frauen intuitiv ihre Hände zur manuellen Stimulation und zur positiven Unterstützung des Milchflusses in der gesamten Stillzeit.

Es ist wichtig, dass Brustmassagen immer mit guter Anleitung und Vermittlung der wichtigsten Grundlagen empfohlen werden. Eine Brustmassage darf niemals schmerzen und wird nach Anleitung von der Mutter selbst an ihrer eigenen Brust so durchgeführt, dass sie angenehm bleibt. Denn sanfte, liebevolle Berührungen bringen das Oxytocin zum Fließen. Hingegen führt ein fester Druck, Kneten oder Quetschen zu Schmerzen und Verletzungen.

  • © A. Bier
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  • © Fotolia/philipus
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Wirkung von Brustmassagen

  • Stimulation der Oxytocinausschüttung (Milchspendereflex)
  • Erhöhung der Milchmenge (vor allen Dingen in den ersten 3 Tagen pp)
  • Erhöhung des Fettgehaltes der Muttermilch
  • Lockerung des Brustgewebes
  • Linderung einer starken Schwellung bei der Initialen Brustdrüsenschwellung
  • Förderung des Abflusses der Lymphflüssigkeit

Für alle Brustmassagetechniken gilt

  • Die Massage wird unter Anleitung von der Mutter selbst an ihrer eigenen Brust durchgeführt
  • Die Berührung bleibt stets angenehm, zu keinem Zeitpunkt soll die Massage zu Schmerzen führen!
  • Falls im Einzelfall eine Fachperson die Mutter mit ihren eigenen Händen unterstützt, ist dabei zuvor das Einverständnis der Frau einzuholen und auf eine gute Handhygiene zu achten
  • Bequeme Haltung der Mutter; tiefes Durchatmen fördert die Entspannung bei der Massage
  • Grundsätzlich ist die strenge Einhaltung einer bestimmten Technik oder Reihenfolge nicht so wichtig, solange das Ziel der Entspannung, der Steigerung des Oxytocinspiegels und der Lockerung des Gewebes erreicht wird

Brustmassagen in der Stillberatung: die wichtigsten Methoden

Oxytocinsteigernde Brustmassage

Diese kurze Brustmassage wird vor dem Stillen und der Gewinnung von Muttermilch per Hand oder Pumpe angewendet. Sie unterstützt die Oxytocinausschüttung und somit den Milchfluss. Vor allem in Kombination mit der Gewinnung von Muttermilch per Hand ist sie von zentraler Bedeutung – deshalb wird auch manchmal der Begriff "Kolostrum-Massage" verwendet. Die Oxytocinmassage ist allerdings nicht nur auf die Kolostrumgewinnung beschränkt.
Es ist sinnvoll, dass sich die werdende Mutter bereits in der Schwangerschaft mit ihrer Brust vertraut macht und diese einfache Brustmassage erlernt, um bei Bedarf auch postpartal rasch zur Kolostrumgewinnung angeleitet werden zu können.

Die Anleitung zu einer oxytocinsteigernden Brustmassage hat viele positive Effekte:

  • Die Mutter erlebt den Umgang mit ihrer Brust positiv und bewusst, ihr Kompetenzgefühl und das Vertrauen in ihren Körper wird gestärkt
  • Schnellere, erleichterte und erhöhte Oxytocin-Ausschüttung mit allen bekannten positiven Effekten: Schonung des zu Beginn empfindlichen Brustgewebes, rascherer Stillerfolg für das Baby (dadurch erhöhte Wachheit, besserer Gewichtsverlauf)
  • Erhöhung der Milchmenge, Erhöhung des Fettgehalts der Milch, geringere Zufütterungsraten, geringere Folgekomplikationen wie z.B. Hypoglykämie
  • Milderer Verlauf der Initialen Brustdrüsenschwellung, geringere Neigung zu Milchstaus und Mastitiden
  • Hilfreich vor der Gewinnung von Muttermilch (per Hand oder mit der Pumpe), da die Oxytocinausschüttung erhöht und somit Milchfluss und Milchmenge gesteigert werden

Die genaue Massage-Technik ist nicht bedeutsam, wichtig ist, dass jede oxytocinsteigernde Brustmassage auf den folgenden Prinzipien beruht:

  • Erwärmung der Brust durch die Hände – diese werden flach auf die Brust gelegt und massieren mit sanftem Druck das Brustdrüsengewebe. Die Berührung ist sanft und liebevoll (→ Erhöhung des Oxytocinspiegels)
  • Lockerung des Brustgewebes durch Hin- und Herschieben mit den Handflächen (Verschiebung des Gewebes – kein Hin- und Herrutschen auf der Haut)
  • Anschließend wird zur Anregung des Milchspendereflexes die Brust mit den Fingerspitzen vom Brustkorb bis über die Mamille hinweg "gestreichelt"
  • Ein leichtes Schütteln der Brust "Milch-Shake" zur zusätzlichen Lockerung des Gewebes
  • Oxytocinmassage
    Einfache Oxytocin-Massage zur Lockerung und Erwärmung des Gewebes – © A. Bier
  • T. Juppe-Schütz
    Massieren des Brustdrüsengewebes mit sanftem Druck von allen Seiten – © T. Juppe-Schütz
  • © R. Grill
    "Streicheln" vom Ansatz bis über die Mamille hinweg zur Anregung des Milchspendereflexes – © R. Grill
  • © R. Grill
    "Milch-Shake" lockert das Gewebe zusätzlich – © R. Grill

Brustmassage nach der Marmet-Methode

Die Marmet-Methode wird von vielen Müttern in der gesamten Stillzeit intuitiv eingesetzt, um das Gewebe gezielt lokal zu lockern. Sie kann parallel während des Stillens und der Gewinnung von Muttermilch mit der Hand oder der Pumpe angewendet werden.

Das Gewebe wird mit den Fingerspitzen kreisend sanft gelockert, dabei wandert die Hand in Schneckenform rund um die Brust. Den Abschluss bilden wie bei der Oxytocin-Massage ein sanftes Streicheln und Schütteln der Brust.

  • © A. Bier
    © Kleine kreisende Bewegungen im Gewebe – © A. Bier
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    Rund um den Brustkorb wandern, spiralförmig bis zur Areola – © A. Bier

Reverse Pressure Softening Methode (RPS)

Massage der Areola bei Ödembildung nach der Geburt rund um die Initiale Brustdrüsenschwellung.
In dieser Zeit kann es durch die Schwellung der Brust und die Spannung auf das Gewebe oft zu einer Abflachung der Mamille kommen. Dies ist besonders ausgeprägt bei Frauen, die unter der Geburt größere Mengen an Infusionen erhalten haben.

Das Kind kann in diesen Fällen die Brust meist nur schwer erfassen, was zu Schmerzen und Verletzungen an der Mamille führen kann. Wird ein Vakuum eingesetzt, z.B. durch eine Pumpe, kann sich die Ödembildung so verstärken, dass ein effektives Gewinnen der Muttermilch weder durch das Baby noch durch die Hand oder Pumpe möglich ist.

Mit Hilfe der RPS-Methode können Schmerzen und wunden Mamillen vorgebeugt und vorhandene Schwellungen rascher abgebaut werden. Sie wird unmittelbar vor dem Anlegen des Kindes oder der Muttermilchgwinnung per Hand oder Pumpe eingesetzt. Sie hat zum Ziel, die Gewebsflüssigkeit rund um die Mamille etwas zurückzudrängen, so dass die Areola weicher wird und die Mamille leichter erfasst werden kann.

Dazu wird mit beiden Zeigefingern (längs) oder mit den Fingerkuppen von 3 Fingern ein steter sanfter Druck rechts und links neben der Mamille auf der Areola in Richtung Brustkorb ausgeübt, der mindestens 1 Minute gehalten wird (die Mamille wird fast berührt). Es sollte ein Ring von 6 - 8 kleinen "Eindellungen" nahe an der Mamille entstehen. Alternativ dazu kann auch mit einer Hand und allen 5 Fingerkuppen eine Art "Blüte" um die Mamille erzeugt werden.

(Cottermann, 2004)

  • RPS_1©KyleCotterman
    Die Fingerspitzen beider Hände werden ringförmig um die Mamille herum angeordnet, der Mittelfinger bleibt gebeugt – © Kyle Cotterman
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    Einhändige Variante: blütenförmige Anordnung der Finger rund um die Mamille – © Kyle Cotterman
  • RPS_3©KyleCotterman
    Beidhändige Variante, z.B. bei langen Fingernägeln – © Kyle Cotterman

WEITERFÜHRENDE MATERIALIEN FÜR ELTERN

Brustkompression

Die Brustkompression stellt ein einfaches und effektives Hilfsmittel dar, das die gesamte Stillzeit über bei Bedarf durch die Mutter eingesetzt werden kann. Sie führt zu einer Verbesserung des Milchflusses und steigert den Fettgehalt der Muttermilch. Häufig wird sie mit abwechselnder Massage der Brust während des Stillens oder Abpumpens kombiniert.

Indikationen zum Einsatz der Brustkompression

  • Das Kind wird schon nach kurzer Zeit an der Brust schläfrig oder inaktiv
  • Das Kind nimmt trotz gutem Stillmanagement nicht optimal zu
  • Die Mutter möchte während des Pumpens ihre Milchmenge und/oder den Fettgehalt steigern ("Hands-on-Pumping")
  • In jeder Situation, in der der Milchfluss gestört ist (z.B. Milchstau)

Durchführung

  • Die Mutter umfasst während des Stillens ihre Brust nahe des Brustkorbs in ausreichendem Abstand zur Areola vollflächig mit einem C-Griff
  • Sie komprimiert die Brust behutsam und der Druck wird für einige Sekunden gehalten, bevor die Mutter ihn allmählich wieder löst
  • Die Mutter versetzt die Position ihrer Hand ein wenig und beginnt dann erneut mit der Kompression, mit der Zeit wandert sie um die Brust herum

Durch die Kompression beginnt das Kind, intensiver zu saugen und zu schlucken und wird ausdauernder an der Brust bleiben. Manchmal tritt dieser Effekt auch auf, wenn die Mutter die Kompression wieder löst. Wenn das Kind erneut ermüdet, beginnt die nächste Kompressionsphase an einer anderen Stelle der Brust.

Brustmassagen – ein hilfreicher Baustein während der gesamten Laktation

Brustmassagen sollten unbedingt auch in Vorbereitung auf oder in Kombination mit der (präpartalen) Gewinnung von Kolostrum/ Muttermilch eingesetzt werden. Der Milchfluss- und der Fettgehalt der Muttermilch wird dadurch gesteigert.

Vertiefende Informationen zu diesem Themengebiet erhalten Sie auf unserer Fachseite:

Viele weitere Faktoren tragen zu einem gelingenden Stillstart bei und greifen ineinander. Wir haben diese auf unserer folgenden Fachseite für Sie zusammengefasst:

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